Der Wasserturm zwischen Kalzendorf und Steigra
Bauwerk zur Wasserversorgung
Seit 1887 steht er etwa auf der halben Strecke zwischen Kalzendorf und Steigra direkt an der Straße zwischen beiden Ortschaften - der Wasserturm, der 108 Jahre lang für fließendes Wasser in beiden Dörfern sorgte.
Wassertürme sind hydraulisch einfach aufgebaute Betriebsbauwerke zur Wasserversorgung. Die Versorgung der angeschlossenen Gebäude über das Wassernetz erfolgt allein mit Hilfe der Schwerkraft. Der in den Wassertürmen enthaltene Hochbehälter sorgt nach dem Befüllen dafür, dass an allen angeschlossenen Entnahmestellen das Wasser fließt - dazu müssen diese allerdings tiefer liegen. Um einen ausreichenden und gleichmäßigen Wasserdruck zu gewährleisten, muss das entnommene Wasser aus dem Hochbehälter immer wieder nachgepumpt und aufgefüllt werden, damit ein annähernd konstanter Wasserstand im Behälter erreicht wird.
Im Zuge der deutschen Industriealisierung wurden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Deutschland eine große Zahl an Wassertürmen in den verschiedensten Bauformen errichtet, um die öffentliche Versorgung mit sauberem Trinkwasser sicherzustellen.
Steigra und Calzendorf beschließen 1886 den Bau einer Wasserversorgung mit Wasserturm
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Finanzierung und Bau des Wasserturms ein Jahr später
Der Wasserturm zwischen Kalzendorf und Steigra entstand im Jahre 1887. Er hat eine Höhe von 15 Metern. Auf dem aus Sandsteinen, Bruchsteinen und Klinkern gemauerten Turmschaft befindet sich das auskragende Behältergeschoss mit Kegeldach und Laterne, dass innen über eine aus 65 Sandsteinstufen, die im Mauerwerk eingespannt sind und sich nach oben wendeln, zu erreichen ist.
Dort befindet sich der Stahlbehälter, der mit 6 Meter Durchmesser und 4 Meter Höhe ein Fassungsvermögen von 100 Kubikmetern (100.000 Liter) hat. Der Behälter wurde an Ort und Stelle aus Einzelteilen feuervernietet - für die damalige Zeit eine Meisterleistung des Stahlbaus.
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Der Hochbehälter im Wasserturm
Der Hochbehälter wurde 1887 von der Firma G.Lütgen-Borgmann, Eschweiler und Berlin nach den Patenten von Professor
Otto Intze, einem deutschen Bauingenieur und Hochschullehrer, in den Wasserturm eingebaut. Intze lebte von 1843 bis 1904 und lehrte als Professor für Wasserbau, Baukonstruktion und Baustofflehre an der Technischen Hochschule Aachen.
Er war einer der Ersten, die die Vorzüge von Stahl für die Konstruktion von Wasserbehältern auf Türmen erkannten. Zu seiner Zeit wurden diese zunehmend erforderlich, da Städte und Dörfer öffentliche Wasserversorgungen aufbauten und auch die Betankung von Dampflokomotiven aus Hochbehältern erfolgte.
Die von Otto Intze konstruierten Behälter wiesen eine neue Formgebung auf - sie hatten keinen flachen, sondern einen nach oben gewölbten Boden und waren unten abgeschrägt. Dadurch hoben sich die horizontal wirkenden Kräfte gegeneinander auf und man konnte den Wasserbehälter auf einen relativ engen Kreisring lagern. Diese nach dem patentierten
Intze-Prinzip hergestellten Behälter hatten den positiven Effekt, dass man die tragenden Türme dadurch schlanker und kostengünstiger bauen konnte.
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Wasserturm damals (um 1905) und heute (2024)
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Als Baudenkmal im Ruhestand
Der Wasserturm stellte die Wasserversorgung von Steigra und Kalzendorf sicher und war bis 1995 in Betrieb, danach hat der Hochbehälter auf dem Barnstädter Huthügel seine Aufgabe übernommen.
Der Wasserturm ist mit der Erfassungsnummer 094 65682 in der
Liste der Kulturdenkmäler in Steigra als Baudenkmal ausgewiesen. Der Turm ist in einem sehr guten Zustand erhalten.
Laut der
Liste der Wassertürme in Sachsen-Anhalt ist der Wasserturm zwischen Steigra und Kalzendorf sowohl der älteste, der höchste und auch der Wasserturm mit dem größten Behältervolumen von den vier vorhandenen Wassertürmen in der Gemeinde Steigra.
Die Liste verzeichnet die der Wasserversorgung dienenden Türme und zwar sowohl die Türme, die sich noch in Betrieb befinden, als auch die, die bereits stillgelegt wurden.
Super Sonntag am 02./03. Oktober 2020: Eine Bootsfahrt im Wasserbehälter
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Stadt- und Land-Bote Verwaltungsgemeinschaft Weida-Land
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