Nach Kalzendorf - Wege durch Raum und Zeit
Bekanntermaßen führen ja alle Wege nach Rom, im Gegensatz dazu kann man leider nicht auf allen Wegen nach Kalzendorf gelangen. Allerdings kommt man auf einigen bekannten Straßen zumindest ganz in die Nähe - während der
Jakobsweg als weltbekannte Pilgerstrecke direkt durch Kalzendorf verläuft, führen 3 andere bedeutende touristische Routen nur knapp daran vorbei - die
Weinstraße Saale-Unstrut, die
Straße der Romanik und die
Himmelswege.
An wichtigen Verkehrs-, Heeres- und Handelsrouten lag Kalzendorf allerdings schon immer - sowohl direkt an der Straße von Mücheln ins westliche Thüringen als auch neben der "Kupferstraße", die von Nürnberg durch Thüringen nach Mansfeld führte und die Fachleute in gewisser Weise zu den Welthandelsstraßen rechnen.
Unterwegs auf alten Handels- und Heeresstraßen
Aus Thüringen kommend, überquerte die Straße bei Wetzendorf-Karsdorf die Unstrut und man gelangte durch
Steigra nach
Querfurt und weiter nach Eisleben. Die Kupferstraße gilt als einer der ältesten Verkehrswege Thüringens - eine Erwähnung findet sich bereits im 12. Jahrhundert in Urkunden des Klosters Pforta.
Ihre eigentliche Bedeutung aber erlangte die Straße mit der Entwicklung des Mansfelder Bergbaus, als Wagen mit Kupfer beladen nach Nürnberg, Augsburg und Venedig auf ihr unterwegs waren, aber auch andere Handelsartikel nach Norden oder Süden geliefert wurden.
Als wichtigste Handelsstraße Nordostthüringens gilt die Verbindung von Naumburg nach Eisleben, die in ziemlich gerader Nord-Süd-Richtung über die Querfurter Platte durch
Freyburg, Gleina, Steigra, wo sie in früherer Zeit mit der Kupferstraße zusammenfiel, Barnstädt und Querfurt führte. Der Verlauf der Straße hat sich allerdings im Lauf der Jahre einige Male geändert, so nutzten Fuhrleute und Reisende seit dem Dreißgjährigen Krieg die Route nach Eisleben von Freyburg über Gleina, Schnellroda,
Jüdendorf, Nemsdorf, Obhausen und Schafsee, ohne Querfurt zu berühren - aber immer lag Kalzendorf sozusagen am Wegesrand.
Kalzendorf im ehemaligen Hassegau -
schon seit Urzeiten eine Hochburg der Kultur
Der Hassegau, heute absolut ungebräuchlich und wohl für die meisten auch absolut unbekannt, ist der Name der Region um Kalzendorf zu mittelalterlichen Zeiten. Allerdings ging diese Bezeichnung bereits im Laufe des hohen Mittelalters wieder verloren. Die Region, die zu großen Teilen zwischen Saale, Unstrut, Salza und dem Ziegelrodaer und Allstedter Forst liegt, befindet sich heute im Saalekreis und im Burgenlandkreis.
Eine Passage aus dem Buch "
Hassegau: Geschichtliches zwischen Saale und Unstrut" von Steffan Bruns beschreibt den kulturellen Hintergrund unserer Region in frühester Zeit vortrefflich:
Die Region des Hassegau mag heute - als Gesamtheit - namenlos sein, aber sie ist alles andere als geschichtslos. Die schriftliche Geschichte setzt zwar erst langsam im frühen Mittelalter ein, aber davor war diese Region keinesfalls von einzig ihre Keulen schwingenden und Met trinkenden Bärenjägern bewohnt, welche ihr Dorf nur dann gelegentlich verließen, um auf ihren Plündertouren Richtung Süden Spaß mit den Italiener(inne)n zu haben. Ganz im Gegenteil, hier kommt die berühmte Himmelsscheibe von Nebra her, hier steht bei Goseck das deutsche Stonehenge - jahrtausendealte Relikte menschlichen Intellekts und ebensolcher Schaffenskraft, die älter sind als die Pyramiden Ägyptens. Zahlreich sind weitere archäologische Funde, welche man überall in der Region machte. So fand man Spuren des Neandertalers, wie des frühen Homo sapiens. Der Steinzeitmensch wuselte hier genauso herum, wie die Menschen der Bronze- oder Eisenzeit. Schon im Neolithikum entstand hier ein Gebiet relativ dichter Besiedlung, mit der Rössener Kultur gibt es gar eine Kulturgruppe, die nach einem Ort in diesem Gebiet benannt ist. Die Region zwischen Saale und Unstrut wurde in dieser Zeit zu einem wichtigen kulturellen und wirtschaftlichen Hotspot in der Mitte Europas und blieb es auch, selbst als andere Regionen an Bedeutung gewannen.
Die Dorfform - Kalzendorf ist ein Sackgassenplatzdorf
Als Dorf wird lt. Wikipedia im allgemeinen "eine überschaubare Gruppensiedlung von meist mehr als fünf Einzelanwesen, die im Ursprung durch eine landwirtschaftlich geprägte Siedlungs-, Wirtschafts- und Sozialstruktur gekennzeichnet ist", bezeichnet. Aufgrund ihrer Entstehung lassen sich verschiedene dörfliche Siedlungsformen unterscheiden, wie beispielsweise Runddörfer, Gassendörfer, Haufendörfer, Rundlinge oder Platzdörfer.
Bei einem Platzdorf liegen die Höfe nicht entlang einer Straße, sondern sind um einen Platz angeordnet, auf dem oftmals Teiche angelegt wurden.
Eine besondere Form des Platzdorfes ist das Sackgassenplatzdorf, wozu auch Kalzendorf zählt.
Kulturdenkmäler in Kalzendorf
In der
Liste der Kulturdenkmäler in Steigra (Teilliste der Liste der Kulturdenkmäler im Saalekreis auf der Grundlage des Denkmalverzeichnisses von Sachsen-Anhalt) sind für Kalzendorf 5 Kulturdenkmäler verzeichnet:
Wasserturm
Lage: an der Straße zwischen Kalzendorf und Steigra
Erfassungsnummer: 094 65682
Ausweisungsart: Baudenkmal
Wasserturm
Kirche
Lage: Friedhofstraße
Erfassungsnummer: 094 06094
Ausweisungsart: Baudenkmal
Kirche St. Katharina
Schule
Lage: Einheitsstraße 1
Erfassungsnummer: 094 65684
Ausweisungsart: Baudenkmal
Ortskern
Lage: Einheitsstraße 1 bis 7, Friedhofsstraße 1, 5
Erfassungsnummer: 094 65683
Ausweisungsart: Denkmalbereich
Armenhaus
Lage: Kalzendorfer Straße
Erfassungsnummer: 094 16980
Ausweisungsart: Baudenkmal